Need for Speed

By
Mathias Keswani
1.4.2025
5 min read
need for speed

"Wir haben nicht gedacht, dass China so schnell aufholen würde".

Antwortet ein führender Konzernmanager aus der Automobilbranche auf die Frage, warum man hierzulande vom Einbruch des chinesischen Absatzmarktes überrascht wurde.
Deutsche Autokonzerne büßten 30 Prozent ihrer Nettogewinne ein und mussten darüber hinaus Tausende von Arbeitsplätzen abbauen. Aus einer Fehleinschätzung erwuchs eine veritable Krise. Addiert mit der Verschleppung der E-Mobilität, Softwareproblemen und Innovations-Stillstand mutierte die Krise zu einer strukturellen Kernschmelze. Im weltweit größten Wachstumsmarkt für Mobilität macht der einstige deutsche Exportschlager nur noch 5 Prozent des Marktvolumens aus. Für die Automobilbranche geht es um nicht weniger als das Überleben.

Dabei haben wir einen solchen Meltdown vor 15 Jahren schon einmal erlebt.

Innerhalb von fünf Jahren erodierte die gesamte Solarbranche und war zum Ende hin praktisch nicht mehr existent. Auch hier unterschätzten wir die Innovationskraft und Geschwindigkeit der chinesischen Unternehmen, die mit ihren günstigeren Solarmodulen den europäischen Markt fluteten. Wie auch bei der E-Mobilität strich die Bundesregierung zuvor die Förderung (Einspeisevergütung), und die Europäische Union versuchte, der Marktschwemme durch Handelsbarrieren Einhalt zu gebieten.

Der Rauch über dem Niedergang der Solarbranche hatte sich noch nicht verzogen, da braute sich 2015 bereits der nächste Sturm zusammen, welcher abermals der Tatsache geschuldet war, dass wir mit der Geschwindigkeit nicht mithalten konnten. Der Dieselskandal offenbarte, dass die Automobilkonzerne technologisch nicht dazu in der Lage waren, die Gesetze und Vorgaben zur Dekarbonisierung einzuhalten. Anstatt den Käufern Mehrkosten und Aufwände zuzumuten, entschloss man sich dazu, ein „Defeat Device“ einzubauen. Mit Bußgeldern, Schadensersatz und Rechtsanwaltskosten von 32 Milliarden Euro: das teuerste jemals in Fahrzeuge integrierte Bauteil der Geschichte.

Aktuell befinden wir uns wieder in einem alles entscheidenden Wettlauf, bei dem vor allem die Geschwindigkeit entscheidend sein wird.

Dieses Mal ist nicht nur China der Herausforderer, sondern auch das Silicon Valley. Dessen Mantra „Move fast and break things“ kommt nicht von ungefähr. Das Wissen um Geschwindigkeit bei der Skalierung von technologischen Innovationen ist ein wesentlicher Teil der DNA amerikanischer Tech-Konzerne. Wir Europäer haben, wie die Geschichte uns lehrt, so unsere Probleme mit Geschwindigkeit. Künstliche Intelligenz ist eine Game-Changing-Technologie. Sowohl China als auch die USA haben bereits die Grundbausteine gelegt, um das Rennen für sich zu entscheiden: Money. Strategy. Talent.
200 Milliarden Dollar wurden 2022/2023 in KI in den USA investiert. Sowohl die Tech-Konzerne als auch US-Unternehmen haben eine klare Strategie zur Nutzung und Perspektive von künstlicher Intelligenz. 70 Prozent der amerikanischen Unternehmen setzen KI ein und haben vor, diesen Einsatz auszubauen.
Europa hat im gleichen Zeitraum 6 Milliarden Euro investiert. Und laut einer McKinsey-Studie verfügen nur 20 Prozent der europäischen Unternehmen über eine KI-Strategie.
Das europäische Vorzeige-Startup für KI, MistralAI, hat ein Büro im Silicon Valley eröffnet, um Talente nach Europa zu locken. Das wird aber nur gelingen, wenn ausreichend Investitionen vorhanden sind und zügig eine gesamteuropäische Bestrebung zum Ausbau der notwendigen Infrastruktur erfolgt. Darüber hinaus müssen vor allem Unternehmen die Geschwindigkeit zur Implementierung, zum Ausbau und zur Nutzung von KI signifikant erhöhen.

Die Taktung zur Veränderung des Weltgeschehens hat mit dem Einzug des Trumpismus eine neue Dimension erreicht.

Drohgebärden, Annektierungsphantasien, Zölle, Russland-Kumpelei, Dekrete – es scheint fast so, als hätten Trumps und Musks Spin-Doktoren den Mangel an Geschwindigkeit und Anpassungsfähigkeit in Europa als unseren zentralen Schwachpunkt identifiziert. Und vielleicht liegen sie damit auch gar nicht so falsch.

Um langfristig Resilienzen aufbauen zu können – was nicht mit Widerstandsfähigkeit übersetzt werden sollte, sondern mit der Fähigkeit, sich kontinuierlich an Veränderungen anzupassen –, müssen wir in erster Linie schneller werden. Dafür braucht es in den Unternehmen eine höhere Fehlertoleranz, die Verschlankung von Strukturen, mehr Eigenverantwortung und die Bereitschaft, Unternehmenskulturen zu verändern.

Editors: Thomas Satori | Mathias Keswani

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